Die WasserstandsDatenFernÜbertragung (WDFÜ)
Der Schutz der Menschen vor Gefahren durch Hochwasser oder Sturmflut ist Auftrag verschiedenster öffentlicher Einrichtungen. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, die Wasser- und Hafenbauämter, aber auch Umweltschutzämter, Katastrophenschutz- und Lotsendienste, sind nur einige, die auf aktuelle umwelttechnische Daten mit verzögerungsfreier Verfügbarkeit angewiesen sind.
Um diesen hohen Anforderungen gerecht zu werden, wurde Anfang der 90er Jahre das Projekt WDFÜ, die Wasserstandsdatenfernübertragung, durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes ins Leben gerufen. Der erste Meilenstein eines hochverfügbaren, geografisch weiträumigen Netzwerks für Umweltdaten. Heute sind die Anforderungen weit höher. Mit dem WDFÜ-Netzwerk werden mittlerweile nicht nur Wasserstände sondern auch viele meteorologische Daten erfasst, verarbeitet und in Zusammenhang gebracht. Die Polkappen- und Gletscherschmelze, die hierdurch steigende Meereswassermengen, sowie die zunehmende Häufigkeit von Sturmfluten werden ständig beobachtet und ausgewertet. Prognoseberechnungen werden immer präziser. Schutzmaßnahmen können besser geplant und schneller umgesetzt werden.
Mit nahezu 300 Messstellen werden Umweltdaten norddeutscher Küstenregionen und Seeschifffahrtsstrassen von einer Gesamtlänge weit über 1000 Kilometern sekundengenau erfasst. Sämtliche Daten stehen in allen 12 Datenzentralen der Wasser- und Schifffahrtsämter zwischen Emden und Stralsund unmittelbar zur Verfügung. Viele Techniker sowie übergeordnete Administrationen der Wasser- und Schifffahrtsdirektionen Nord in Kiel und Nordwest in Aurich sorgen für den störungsfreien Betrieb und den ständigen Ausbau dieses Messnetzes.
Die Anforderung, die Messdaten an vielen Orten verzögerungfrei verfügbar zu machen ist über eine herkömmliche "Abruftechnik" nicht realisierbar. Die Hauptkomponenten der WDFÜ sind daher zwei Softwarepakete, die die Messdaten in einem "Pushverfahren" im WDFÜ-Netz verteilen und bearbeiten. Die einzelnen WDFÜ-Netzknoten können dabei z.B. über unterschiedlichste Modem-, Funk- oder Netzwerkverbindungen(TCP/IP) gekoppelt sein:
1.Pegus/Proteus: Die Software für "embedded Systems" ist für die Erfassung und den Transport der Daten zuständig.
2.VisiLink: Die anwendungsorientierte Windows-Software prüft, visualisiert, verarbeitet und versendet die Daten.
Die Komponenten Pegus/Proteus
Die Systemkomponeten Pegus und Proteus bilden die Infrastruktur des WDFÜ-Messnetzes. Die WDFÜ Infrastruktur sichert die Datenübertragung hydrometrischer und meteorologischer Messwerte, sowie spontan auftretende Meldungen. Im Minutentakt stehen an jedem WDFÜ Netzknoten Norddeutschlands sämtliche Informationen aktuell zur Verfügung. Mit zunehmenden Datenmengen und damit einhergehend steigenden Kosten für die Systempflege wuchsen die technischen und organisatorischen Anforderungen. Nach mehr als 15 Jahren Betrieb wurden moderne Technologien erforderlich, um die die Pegus Komponenten nicht ergänzt werden konnten. So stellt Proteus die neue Generation der Infrastruktur in Hard- und Software dar.
Proteus ist auf standardisierter Hard- und Software aufgebaut und wurde mit modernen Entwicklungsmethoden zu einer modularen Produktfamilie entwickelt. So finden z.B. neben der Datenübertragung über TCP/IP und der Möglichkeit der Fernwartung über Webbrowser auch XML Strukturen zur Datenverarbeitung usw. Anwendung.
Die Proteus Produktfamilie besteht aus Proteus Kompakt, Proteus Gateway und ProteusEco.
Die Komponente VisiLink
VisiLink ist die anwendungsorientierte PC-Komponente der WDFÜ. VisiLink ist hierzu als Knoten in das WDFÜ-Netz integrierbar, dementsprechend wurde das "Push-Konzept" für die Messdaten aus Pegus übernommen. Die erste VisiLink-Funktion war die "Echtzeit-Visualisierung" der WDFÜ-Daten. Auch VisiLink besitzt umfangreiche Kommunikationsfähigkeiten. So sind VisiLink-Installationen über viele Verbindungsarten vernetzbar. Aber auch "klassische" Abrufszenarien mit Datenloggern der bekannten Hersteller lassen sich konfigurieren. Die Leistungsfähigkeit als "Echtzeitsystem" erhält VisiLink durch seinen extrem modularen Aufbau. Für jede Aufgabe und Schnittstelle gibt es in VisiLink ein Modul, das unabhängig von allen anderen läuft. VisiLink speichert die eingehenden Daten in einer Datenbank zwischen. Über das VisiLink-Skriptmodul können "Speziallösungen" bereitgestellt werden. Durch die verwendete Skript-Technologie kann das Programm einfach veränderten Rahmenbedingungen angepasst oder erweitert werden. Hiermit wurde der "Alarm-Monitor" realisiert, über den ein großer Teil des WDFÜ-Monitoring erfolgt. Alarmsysteme für Sturmfluten oder eine Wasserstandsvorhersage für Sperrwerke sind weitere Beispiele.